Ansicht im oberen TeilHubers Eingriff an diesem Ort zielt auf weitgehendes Belassen der vorgefundenen Situation und ist zugleich von monumentaler Qualität. Eine Mauer aus Ziegelsteinen über alte Stockwerke sowie ein Eichenparkett sind die bildplastischen Mittel, mit denen Stephan Huber hier arbeitet. Allerdings durchbricht der Künstler mit seinen Eingriffen unsere Erfahrung und sorgt so für Überraschung und Staunen. Den Parkettboden finden wir nicht unten, sondern an der Decke; die Mauer nicht als etwas Aufgeschichtetes sondern in die Tiefe hängend. An vielen Stahlseiten aufgehängt »fällt« das Mauerwerk in der Treppenöffnung nach unten oder schwebt - von unten gesehen - »magisch« über dem Grund. Unsere Sinne, von der Erfahrung der Anziehungskraft der Erde elementar geprägt, werden angespannt, verängstigt, erstaunt, neugierig, jedenfalls in eine Form von Aufregung versetzt, wenn sie diesem Raumbild zuerst begegnen. Leises, vibrierendes Schwanken läßt die Mauer noch geheimnisvoller und bedrohlicher erscheinen. Im Treppenanstieg erfährt der Betrachter rasch die Konstruktion dieser unheimtichen Wand. Stein für Stein ist an den Stahlseilen aufgehängt und fixiert. Die Seile ziehen durch die Öffnungen der perforierten Ziegel. Versetzt wie in einem normalen Mauerverbund haben die Backsteine auch den üblicheri Lagenabstand. Da ohne Mörtel gearbeitet wurde, öffnet sich die Wand, läßt Durchblicke durch die Schlitze und erscheint so als ein »Gewebe aus Stein«, beweglich und diaphan.
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