![]() Mit Gran Paradiso inszeniert Stephan Huber ein sich seiner selbst bewußtes Theater des Ortes. Er (re)produziert den Ort der Aufstellung auf symbolischer Ebene, er hievt die Alpengipfel und Alpenflüsse auf die Bühne der Zeichen und stellt damit den Bezug zur Topologie Münchens als Stadt am Rande der Alpen her. Gleichzeitig setzt er kulturelle Traditionen der Region fort, die immer noch geprägt ist vom barocken, gegenreformatorischen Erbe und dem daraus resultierenden Hang zur materialen Ausschweifung und Theatratität. Dementsprechend kommt auch die Schaulust im Gran Paradiso auf ihre Kosten, wenn etwa bei einsetzender Dämmerung das Licht der Neonflüsse die Wasseroberfläche vor der Vitrine zunehmend blau färbt, oder wenn hinter den Alpen im Regal die Sonne in allen denkbaren Rotschattierungen untergeht. Mit dem Barock teilt Stephan Huber im Gran Paradiso die Lust an der Tautologie des Ortes. Doch wenn im barocken Theater etwa der Ort der Aufführung in ittusionistischer Vergegenwärtigung auf der Bühne erscheint oder sich das Portal der Hinterbühne öffnet, um die Realität in den Status der Bühne zu erheben, geht es gemäß der Devise »die Welt ist Schein« um das Oszillieren zwischen Illusion und Wirklichkeit. |