So betrachtet, kann der kursierende Begriff >identitätsstiftend< als Symptom einer Krise verstanden werden. Es ist die Krise der Orte. Blick von untenIm Sog der Geschwindigkeit der technologischen Unifizierung, des globalen Waren- und Kommunikationszusammenhangs, der Nivellierung kultureller Unterschiede und ihres Übergangs ins Stadium der Folklore ereignet sich das Verschwinden der Orte. Kunst mit ihrem Drang zu Ortsbezogenheit und ihrem Interesse an Kartographie antwortet auf diese Krise. In diesem Zusammenhang ist auch Stephan Hubers Gran Paradiso zu sehen. Es ging als Sieger aus einem internationalen Wettbewerb hervor, der, wie kann es anders sein, im Ausschreibungstext zur »Identitätsstiftung« aufforderte. In einem Text, mit dem Huber seinen Entwurf begleitet, greift er ebenfalls auf die >Zauberformel< zurück. Wie geht Gran Paradiso mit dem Ort seiner Aufstellung um?
Um was für einen Ort handelt es sich?
Im Osten Münchens, auf dem Areal des ehemaligen Flughafens Riem, entstand das neue Messegetände der Stadt, das in Zukunft von einem Gewerbegebiet mit 13ooo Arbeitsplätzen und Wohnungen für 16ooo Personen umgeben sein wird, so zumindest will es die Planung. In Hochglanzbroschüren, mit denen die Stadt für den neuen Stadtteil wirbt, verweist sie nicht zuletzt auf den Alpenblick, der sich bei klarem Wetter für die Wohnungen in Randlage einstellen wird, ein Blick, der den meisten Münchnern verbaut ist, der aber auf Ansichtskarten und Postern suggeriert, die ins legendäre Föhnlicht getauchte Alpenkette erhebe sich am Rand der Stadt. Das westliche Vorfeld der Messe wird zusammen mit dem sich anschließenden Stadtplatz das Zentrum des neuen Stadtteils bilden.