NZZ Neue Zürcher Zeitung International vom „Abgründe, Stephan Huber in München“ Man sieht den Raum vor lauter Türen nicht. Im Münchner Lenbachhaus hat Stephan Huber an allen möglichen und unmöglichen Stellen Türen eingezogen. Es ist, als stehe man wie Alice im Wunderland vor jeder Tür neu vor der Entscheidung, sich mit Haut und Haaren auf ein abgründiges und irrwitziges Phantasma einzulassen. Vorab lässt sich unmöglich erraten, was sich hinter den vielen normal dimensionierten, gigantesken oder auch winzigen Türen verbirgt. Und manche bleiben uns auch verschlossen, scheinen sich wie dunkle Geheimkammern der Seele kategorisch gegen einen Zutritt zu sperren. Kann sein, dass man gleich den grossen Wurf macht und in eine edelstählerne Kammer mit einem lauthals vor sich hin pochenden Herzen gerät. So hört sich vermutlich der Rhythmus rasender Leidenschaft an. Genauso gut ist es aber auch möglich, in die Falle eines bösen Beziehungszwists zu tappen. Hinter dem zentralen Portal lauert dann der immer noch stärkste Terrorakt Hubers. „Ich liebe dich“ heisst das re-inszenierte audiovisuelle Drama von 1983, in dem mit der Schwerkraft die hierarchische Ordnung der Dinge gerade kollabiert ist: Hoch an die Wand gerutscht der Parkettboden, zu Boden gegangen die Stuckdecke, verquer die Position des Sitzmobiliars. Ein Charles-Eames-Sessel und ein Empirestuhl sind im scheinbar prototypischen Mann-Frau-Streit befangen. Das Scheitern der Bourgeoisie scheint mit dem Huber’schen Aufstand der saturierten Wohnwelt endgültig besiegelt. |
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