Frankfurter Treppe / XX.Jahrhundert
1999 Maintower Frankfurt

Das kulturelle Frankfurt des XX.Jahrhunderts Frankfurter Treppeversammelt sich im Foyer des neuen Maintowers.
Auf dem Wandmosaik treffen 56 Personen des öffentlichen Lebens auf "normale" Bürger. Da ich Künstler und nicht Historiker bin, war meine Wahl der dargestellten Personen subjektiv und damit moralisch. Die interlektuellen Auseinandersetzungen, die wissenschaftlichen Errungenschaften und die moralische Leuchtkraft des letzten Jahrhunderts sind auf dieser Treppe präsent. Präsent ist aber auch dessen dunkle Seite, in Personen, die von den Nationalisten ermordet wurden (wie Magda Spiegel), die in Haft saßen (wie Friedrich Dessauer), sich durch Emigration retten mussten (wie Theodor Adorno) oder mit Berufsverbot belegt wurden (wie Adolph Sternberger).
Ich wollte dem Foyer des Maintowers / dem Maintower eine neue, nicht austauschbare Identität geben. So entstand die Idee, hier ein bildlich visuelles Zentrum des kulturellen Frankfurt des XX.Jahrhunderts zu schaffen: ein kollektives Denkmal des letzten Jahrhunderts.
Architektonisch thematisiert das Bild der riesigen Treppe die markante Höhe und die öffentliche Betretbarkeit des Maintowers. Das Mosaik ist geteilt durch die Durchgänge zu den Aufzügen: die vertikale Bewegung der Menschen auf der Treppe entspricht der Auf-und Abbewegung der Menschen im Maintower.
Frankfurter Treppe Das Mosaik nobilitiert sowohl das Foyer des Maintowers, als auch die dargestellten Personen und die Stadt Frankfurt. Durch die Verbindung der uralten, ravennesken Technik mit der zeitgenössischen digitalisierten Auflösung und der linearen Verlegetechnik entsteht ein spannungsgeladener Bruch. Das Medium des Mosaiks verhält sich entgegengesetzt zu Fotografie. Von weitem besehen entsteht Schärfe, im sich Nähern löst sich das Wandbild in Unschärfe auf und wird zu einer reliefartig bewegten malerischen Fläche.

Zur Arbeitsmethode:

Ausgangspunkt war die Treppe von S.Maria in Aracoeli in Rom. Über Computer wurden zwei weitere neue Fluchtpunkte konstruiert, damit die Personen im oberen Teil der Treppe aus der Position des Helaba-Foyers noch erkennbar sind.
Frankfurter Treppe
Nach der Entscheidung für den Personenkreis suchte ich im Frankfurter Stadtarchiv, im FAZ-Bildarchiv und bei Frankfurter Fotografen nach den benötigten Köpfen.
In meinem Atelier wurden einige Stufen der Treppe nachgebaut, daruf wurden Modelle platziert, deren Haltung und Richtung den späteren (ausgetauschten) Köpfen entsprach.
Die Zusammenführung und "Verschleifung" wurde am Computer ausgeführt.
Das Mosaik wurde später nach einem vom Computer erstellten Zahlenprogramm gelegt. Die zwanzig Grautöne der Glassteine entsprechen ungefähr den Grauwerten einer Fotografie.